Nicht nur das Ausstellungsplakat von Emil Cardinaux, das als Bohnenross bezeichnet wurde, errregte den Ärger der Romands. Auch die Architektur störte sie. Der Style de Munich belege die Deutschfreundlichkeit der Deutschschweizer.
Im Vorfeld der Landesausstellung herrschte nicht mehr der Geist von Genf.
Das Klima am Vorabend des ersten Weltkrieges war vom Gegensatz zwischen Frankreich und Deutschland geprägt. Das architektonisch moderne Gesicht sollte einheitlich sein und so die Landesausstellung prägen. Auch das Village Suisse von Genf mit seinen bunt gemischten Häusern in den Baustilen aller Regionen musste einem einheitlichen, bernischen Dorf weichen. Statt Kitsch sollte naturnahes Landleben gezeigt werden. Statt Ramsch verkauften die Trachtenfrauen nur wertvolles, bäuerliches Kunsthandwerk, das die Gnade der Jury fand. Es war eine Zeit der Rückbesinnung auf die ländliche Kultur.
Im oberen Stockwerk des Dörfli-Wirtshauses Zum Röseligarten spielte das Heimatschutztheater Stücke von Otto von Greyerz. Auch andere Mitglieder der Theaterjury wie Josef Reinhart und der spätere Literaturnobelpreisträger Hermann Hesse sorgten dafür, dass sich die Qualität des Volkstheaters verbesserte, das Greyerz als fürchterliches Gemisch von Erschröcklichem und bemühend Dummen bezeichnete. Noch im Vorfeld der Landesausstellung drohte die Industrie mit Boykott. Grund dafür war die kulturkritische Haltung der Gewerbler, die sich gegen die profitorientierte Industrie wandten und vor allem das Schweizertum pflegen wollten. Kritisiert wurde zudem die arbeiterfreundliche Haltung der Regierung, die in der Revision des neuen Fabrikgesetzes zum Ausdruck kam.
Trotz Krieg: The Show must go on
Schliesslich kamen doch 8'000 Aussteller. 3,2 Millionen verkaufte Eintritte bewiesen, das wachsende Interesse an der Landesausstellung. Am 7. Juli war der belgische König zu Gast. Es war die letzte unbeschwerte Zeit, bevor am 1. August 220'000 Männer zur Mobilmachung aufgerufen wurde. Das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest wurde verschoben und der Ausstellungsdirektor Emil Locher überlegte sich eine Schliessung. Den Weg wies der Bundesrat - ihm war an einer Weiterführung gelegen. Aus der Messe zur Exportförderung wurde ein Forum zur Schärfung des nationalen Käufer- und Konsumentengewissens.
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